Einhand mit der Shark 24-Desano AUT 1197

von Opatia Kroatien bis Preveza Griechenland vom 10.10.2021 bis 10.12.2021

von Alfred Fredl

Wie entspannt doch ein Törn an der Nord-oder Ostsee beginnt.
Man sucht sich einen Hafen mit Kran und los gehts.
In Kroatien beginnt der Törn in der Kapetanija.
Und davor fürchte ich mich am meisten. Sind die Regelungen noch so wie beim letzten Mal? Sind meine Papiere noch in Ordnung?
Natürlich passt schon wieder irgendetwas nicht.
Nach zwei Tagen durfte mein Boot endlich ins Wasser.
Die erste Bora war dann auch durch und ich konnte mit zwei entspannten Segeltagen starten. So kann man alle „Geburtswehen“ schnell vergessen.
Ich übernachte in einer einsamen Bucht und lege am nächsten Morgen um 6:00 ab – die nächste Bora naht. Zu Mittag, es weht schon recht ordentlich, erreiche ich Novalje. Im Maunski Kanal hat es nicht die versprochenen fünf Knoten, ich schätze 10, in Böen um die 30 kn – für eine Shark nicht das Problem.
Bis es plötzlich einen leisen Knacks macht, Desano in den Wind schießt und hinter mir mein Ruderblatt schwimmt. Ich dachte immer, davon liest man nur, das passiert eh nur theoretisch. Aber das war hier real. Also den Motor an, die Segel bergen und ab in den nächsten Hafen.
Mirande war aber voll und so konnte ich im Hafenbecken nur mein Boot aufklaren und ich entschloss mich, zurück nach Novalje zu motoren. Zum Glück habe ich zu Hause noch ein Ruderblatt, ich muss es mir „nur“ nachschicken lassen.

Hafentage
So etwas passiert natürlich an einem Donnertag. Versand dauert drei Werktage, dazu das Wochenende macht fünf Tage Pause. Würde mir das im Urlaub passieren, ich würde verzweifeln. Da ich aber erst Mitte Dezember zu Hause sein will, kann ich diese Pause ganz gut zur Entspannung nützen. Es ist Mitte Oktober, die Sonne scheint, die Strände sind menschenleer und das Meer noch warm genug zum Schwimmen. Ich fühle mich wieder einmal besonders privilegiert, weil ich dieses Urlaubsparadies so erleben darf.
Außerdem, wer ein Boot hat, der findet immer etwas zum Zangeln 😉
Als am siebenten Tag noch immer nichts von meinem Paket zu sehen ist, werde ich skeptisch, zumal auf der Postapp die Sendung als nicht zustellbar gekennzeichnet ist. Schließlich finde ich heraus, dass der Partner der österreichischen Post in Kroatien ein privater Paketzusteller ist, der nicht postlagernd liefert. Mein Ruderblatt ist gerade noch in Zadar und eigentlich schon auf dem Weg zurück. Also motore ich durch die Nacht nach Zadar, wo ich um 00:30 ankomme. Am nächsten Morgen radle ich durch ganz Zadar und finde endlich mein Ruderblatt mehr oder weniger zufällig in einer heruntergekommenen Lagerhalle. Ein Stein fällt mir vom Herzen, dafür lade ich das 15 kg schwere Paket auf die Schulter und radle die 5 km zurück zu meinem Boot. Das Ruder ist schnell eingebaut, ich verhole Desano nach Bibinje. Die nächsten zwei Tage bringen bestes Segelwetter. Von sportlich im zweiten Reff bis zu meinen ersten Versuchen mit Spi wird mir alles geboten.

Kaffeesegeln war selten
Ich verbringe eine Nacht auf Murta, dann eine auf Solta, wo mir wieder ein Tag Pause aufgenötigt wird, da kein Wind weht. Auf Korcula, ich laufe gerade in Rascice ein, überholt mich eine Charterjacht mit russischer Crew. Sie drängt sich noch schnell vor mir in den Hafen und belegt die letzten vier Muringplätze durch längseits Anlegen. Sehr freundlich, denke ich mir und während ich überlege, ob ich mich ganz frech ins Päckchen zu dieser Jacht legen soll, winkt mit einem alten Fischer, der die Szene beobachtet hat, vom Kai zu und bedeutet mir, ich solle mich auf einen freien Platz der Einheimischen legen. Er schenkt mir noch eine Mandarine und meint, das wäre schon in Ordnung.

Korcula
Meinen Plan, Montenegro zu umschiffen, kann ich leider vergessen. Seit Wochen zieht südlich von Sizilien ein Tief nach dem anderen durch und bläst kräftig vom Pelepones über Albanien und Montenegro genau gegen meine Fahrtrichtung. Da auch das Segelkleid meiner Desano schon einige Meilen gedient hat, sind Kurse hoch am Wind nicht mehr möglich. Ich stelle mich daher auf einige Tage motoren ein.
Wenn ich irgendwie kann, dann meide ich die Häfen mit gut klingendem Namen und suche mir kleine Orte, die kaum jemand kennt. Ich spüre zwar, dass die wenigen Menschen, die noch in diesen kleinen Dörfern leben, froh sind, dass die Saison vorbei ist, fühle mich aber dennoch willkommen. Und ich genieße es, am Abend auf meinem Boot zu hocken und zu hören, wie sie gemütlich zusammensitzen und reden. Einmal bin ich so zu einem Männergesangsabend gekommen.

Eingeweht
Inzwischen bin ich in Dubrovnik angekommen. Ich liege in der ACI Marina und lausche den Baumaschinen und dem Straßenverkehr ringsum. Der obligatorische Stadtbummel, Einkäufe, Wäsche waschen und kleine Reparaturarbeiten sind auch schon erledigt, aber vor der Küste kachelt es immer noch mit 30-40 kn aus SE mit Wellen bis zu drei Metern. Es zieht ein Tief nach dem anderen von Genua nach Sizilien und gemeinsam sorgen sie dafür, dass diese Wetterlage noch recht lange anhält. Doch ich bin überzeugt, dass die Entscheidung für Langeweile und teurem Liegeplatz vernünftiger ist als ein gefährliches Abenteuer in der Adria. Leider hält sich das Wetter nicht an die Vorhersage. Die Bedingungen sind vier Tage später noch immer unverändert. Ich verlege Desano nach Zaton. Erst gehe ich an die Mole, da hat es aber gefährlichen Schwell. Also fahre ich tiefer in die Bucht und finde eine freie Boje, an der ich die Nacht verbringe. Tags darauf bessert sich das Wetter endlich. In Dubrovnik klariere ich aus und mache mich auf den Weg nach Montenegro, obwohl mich der Hafenkapitän eindrücklich davor warnt und mich ermahnt, mindestens 3-4 sm vor der Küste zu fahren, damit im Notfall genügend Zeit bleibt, um mir zu Hilfe zu kommen. Es wird ein Höllentag. Wellen kommen genau von vorne, dazu Regen, manchmal auch Wind. Als ob das nicht reichen würde, werde ich auch noch seekrank. Die meiste Zeit kauere ich im Cockpit am Niedergang und lasse meine braven Rudergänger (Autopilot) die ganze Arbeit machen. Ich traue mich nicht mal kurz in die Kajüte aus Angst, es könnte mir danach noch schlechter gehen. Regelmäßig übergebe ich mich, aber da komme ich wenigstens meiner
Ausguckpflicht nach. Aber es ist sowieso niemand unterwegs. Als ich in die Bucht von Kotor einlaufe, ist es bereits stockfinster. Im geschützten Bereich geht es mir gleich viel besser, bin nur ganz normal fertig. Um 18:00 mache ich an der Zollmole in Zelenika fest. Das Einklarieren geht reibungslos, alle beteiligten sind sehr freundlich. Der Polizist hilft mir sogar noch beim Ablegen. Bei der Fahrt in die Marina Lazuro „finde“ ich noch ein Einzelgefahrenzeichen, weder beleuchtet noch in einer Karte verzeichnet. So ein Schreck hat mir gerade noch gefehlt. In der Marina warten schon zwei Marineros und helfen mir beim Festmachen. Ich staune nicht schlecht beim Ablesen der Logge. Sie zeigt 60 sm, über Grund sind es nur 40 sm. Mir wird nun auch klar, warum ich so lange gebraucht habe. Jetzt nur noch duschen und schlafen.

Regenpause

Obwohl ich grundsätzlich der Meinung bin, dass Erfahrung „nur“ das Ergebnis überlebter Irrtümer ist, erkenne ich doch, dass es, um Seefahrer zu werden notwendig ist, an seine Grenzen zu gehen. Die Schwierigkeit besteht darin, die Grenze zu erkennen solange ein Umdrehen noch möglich ist. Ein Einhandtörn bietet dafür unmittelbare Gelegenheit. Man ist mit allen Entscheidungen und deren Ausführung auf sich alleine angewiesen. Andererseits ist man auch nur für sich selbst verantwortlich und das reduziert den Stress schon wesentlich. Mit der gestern gewonnenen Erfahrung würde ich zu diesem Törn um diese Jahreszeit nicht mehr aufbrechen. Die Großwetterlage ist einfach zu ungünstig. Nur die milden Temperaturen von 15-20 Grad mache es möglich, an eine Fortsetzung überhaupt zu denken. Und in der Tat, die Überlegung, einen Winterplatz für Desano zu suchen, wird immer konkreter. Aufgrund der Wetterlage sind kaum noch Segeltage zu erwarten und im Inneren des Bootes wird es immer feuchter, es trocknet einfach nichts mehr. Eigentlich schiebe ich die Entscheidung nur mehr von einem Tag auf den nächsten.
Am nächsten Tag unterhalte ich mich noch mit einer jungen, russischen Crew. Sie sind hier auf Ausbildungstörn und haben jede Menge Fragen, wie das denn geht mit einem so kleinen Boot.
Am Nachmittag verhole ich nach Herzeg Novi, hauptsächlich um zu tanken und weil es eine schöne Altstadt haben soll. Die Tankstelle ist zu und die Stadt empfinde ich auch nicht so besonders schön. Wie schon auf dieser ganzen Reise auch hier jede Menge Ferienappartments, ergänzt mit kommunistischen Hotelruinen soweit das Auge reicht. Eigentlich will ich ja schon nach Bar weiter, aber um aufzutanken muss ich nach Tivat fahren. Also beschließe ich, einen Abstecher nach Kotor zu machen und erst einen Tag später weiterzuziehen. Der Abstecher lohnt sich, es ist fast wie in Norwegen – bis auf die Appartments, Hotels und Luxusresorts. Lohnenswert ist vor allem der Besuch der Wallfahrtskirche mit dem Museum Gospa od Skrpjela vor Perast, zumindest jetzt, im November.

Bucht von Kotor

Um am nächsten Tag keinen allzu langen Schlag gegen den Wind machen zu müssen, tuckere ich bis zur Marina Lustica. Hier wurde aus einem ehemaligem Marinehafen ein Luxusresort der höchsten Güte geschaffen und ich fürchte mich schon davor, was das hier kosten wird. Ich staune nicht schlecht, als ich für eine Nacht nur 12 Euro bezahle.
Der nächste Tag bringt Segelarbeit pur. Die ganze Zeit verbringe ich damit, Segel zu wechseln, reffen, wieder ausreffen, ausbaumen und was man sonst noch alles verändern kann. Dennoch fahre ich mehr als die Hälfte unter Motor. Der Wind spielt einfach verrückt.
In Bar bin ich plötzlich in einer anderen Welt. Die Marina erinnert noch ans alte Jugoslawien, es gibt keine Appartmentsiedlungen, die Straßen sind zum Teil recht holprig. Dafür finde ich orthodoxe Kirchen, streunende Hunde, Moscheen und Bauern, die ihre Produkte an der Straße verkaufen. Europa gibts nur noch in den Boutiquen.
Tags darauf möchte ich mir die Ruinenstadt Stari Bar anschauen. Auf dem Weg dorthin finde ich einen Hinweis auf eine Klamm mit Wasserfällen. Ich folge dem Hinweis und aus einer Stadtbesichtigung wird eine MTB – und Bergtour. Die Wasserfälle habe ich nicht gefunden, dazu hätte ich ein Verbotsschild ignorieren und einfach mitten durch einen Bauernhof gehen müssen. Aber so ist das eben, wenn man mit den örtlichen Gebräuchen nicht vertraut ist. Zurück in Stari Bar erzählt mir das ein Paar, welches ich bereits am Berg getroffen habe. Aber ich bin überzeugt, dass ich nicht das letzte Mal hier war.
Das Ausklarieren geht zwar gut, dieses Mal sind die Zuständigen aber von der unfreundlichen Sorte. Der Schlag nach Shengjin (Albanien) gestaltet sich wieder recht abwechslungsreich. Ich fahre mit kurzen Leiberl los, eine Stunde später kann ich grad noch das Ölzeug überziehen, es kachelt mit fünf Beaufort, die Wellen haben überall weiße Schaumkronen. Genua wegrollen, Reff einbinden und kein Vorankommen mehr. Desano ist total luvgierig, ich komme nicht dazu, die Fock zu setzen. Ich versuche es mit dem Motor. Als dieser nach einer Stunde auch abstirbt, denke ich zuerst an einen Motorschaden wegen zu viel Lage. Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei, ich bin völlig durchnässt und der Wind ist wieder mal weg. Ich versuche den Motor zu starten und, oh Wunder, er springt sofort an und läuft wie am Schnürchen! Keine Ahnung, warum er vorhin abgestorben ist.
Es dauert aber nicht allzu lange und der Wind frischt wieder auf. Ich brause mit über sechs Knoten auf Amwindkurs dahin, da kommt auch schon der nächste Schreck.
Plötzlich ist kein Strom mehr da, obwohl der Monitor eben noch 62% Batterieladung angezeigt hat. Also ohne elektronische Helfer noch zwei Stunden bis Shengjin und dann bei Nacht in einen unbekannten Hafen. Mit dem Telefon in der Hand und ganz langsamer Fahrt finde ich ins Hafenbecken. Dort drehe ich eine Runde, kann aber weder eine Zollmole, noch sonst irgendeine Möglichkeit finden, wo man mit einer kleinen Yacht anlegen könnte. Auch der Hafenmeister meldet sich nicht am Funk. Ich entschließe mich daher, im Hafen zu ankern und staune nicht schlecht, als der Anker schon am Grund ist und ich noch eine Menge Kettenvorlauf in der Hand halte. In der Karte ist der Hafen mit fünf Meter Wassertiefe eingezeichnet. Ich mache das Aggregat klar und falle vor Schreck beinahe um wie ich am Lot sehe, dass ich bei 1,3m ankere. Dabei hab ich vorher noch eine Runde im Hafen gedreht, viel hätte nicht mehr gefehlt und ich wäre auf Grund gelaufen. Würde mir so ein Stromausfall noch einmal passieren, ich würde noch auf See beidrehen und das Aggregat starten. So gehört dieser Gewinn an Erfahrung auch zu den überlebten, maritimen Irrtümern.
Am nächsten Morgen gehe ich an einem Rosthaufen von Fischkutter längsseits. So wie der aussieht, denke ich mir, verlässt der den Hafen nicht mehr. Ich sitze grad beim Kaffee, da höre ich wie die Maschine gestartet wird. Wie ein Pfeil schieße ich an Deck, aber da winkt mir schon ein Arbeiter, sie haben mich eh bemerkt und es ist alles ok.
Nun beginnt die Suche nach den Behörden. Wenn ich etwas am Reisen hasse, dann sind das diese Wege. Schließlich finde ich die Polizei in einem Container. Ohne eine gemeinsame Sprache zu finden, gelingt es mir doch zu artikulieren, was ich hier möchte. Ein Polizist schenkt mir zur Begrüßung einen Granatapfel, der andere versucht im Hafen einen englischsprachigen Arbeiter zu finden. Von einer uniformierten Frau, sie trägt eine Weste mit der Aufschrift „Salzburger Lokalbahn“, bekommt er die Nummer einer Agentin. Bis diese da ist, lädt mich der Polizist zu Kaffee und Raki ein. Die Agentin kommt, erledigt den Papierkram, bringt mich zum Bankomaten und zum Hafenkapitän. Sie nimmt 55 Euro – ich bin in Albanien! Und mir fällt wieder mal ein Stein vom Herzen. Ich kaufe mir noch eine Sim-Karte, dann verlasse ich Shengjin und fahre an unendlichen Sandstränden entlang ans Kepi i Rodonit.
Dort gehe ich vor Anker und sehe der Sonne zu, wie sie sich mit wunderbarem Farbspiel von mir verabschiedet.
In der Nacht kommt Wind auf. Es weht mit gut zwei Beaufort aus NE. Aber jetzt möchte ich eigentlich schlafen und den Wind lieber morgen haben. Um sicher zu gehen, bringe ich noch den Zweitanker als Reitgewicht aus.

Am Morgen notiere ich im Logbuch 0800 Anker auf. Das ist optimistisch. Ich ziehe an der Ankerleine, bis ich Blasen an den Fingern habe, auch ein Flaschenzug hilft nichts, der Anker steckt fest. Also raus aus der Wäsche und rein ins Wasser. In fünf Metern Tiefe hat sich der Kerl zwischen zwei Felsen verklemmt. Zum Glück kann ich ihn einfach von Hand lösen. Zurück an Bord lässt er sich noch immer nicht heben. Verdammt, ich hab ihn doch auf den Stein gelegt. Es nützt alles nichts, ich muss noch einmal hinunter. Nun sehe ich, dass sich auch die Ankerleine unterm Stein verklemmt hat. Ich kann auch diese lösen und schreibe ins Logbuch Anker auf um 0930.
Dieser Törn wird von einem Ritual gekennzeichnet: Segel setzen – reffen – ausreffen- motoren. So erreiche ich am frühen Nachmittag Durres. Ich steuere zuerst die Marina an, aber diese ist besetzt mit Fischkuttern. Außerdem hat man dort gar keine Stege eingebaut. Ein Fischer winkt mir und macht mir verständlich, dass ich in den Handelshafen fahren soll. Ich frage einen Polizisten, er schickt mich zum Fährterminal – und wirklich, da sind ein paar Yachten festgemacht. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mein Boot auch nur in der Nähe eines Fährterminals fest zu machen. Die Mole ist für Frachtschiffe gebaut und für eine Shark ist das gar nicht günstig. Außerdem steht überall rostiges Betoneisen heraus. Mit dem Marinero finde ich dann aber doch einen Platz mit neuem Mooring, wo auch mein Boot gut liegen kann.

Im Hafen von Durres

Abenteuer Tirana.
Mit dem Bus fahre ich in die knapp 40 km entfernte Hauptstadt. In meiner Erinnerung besteht die Stadt aus Betonruinen und aufgerissenen Straßen und aus eleganten Frauen, die in Stöckelschuhen über Baustellen trippeln. Und aus Notstromaggregaten auf den Gehsteigen. Und aus wenigen schönen Häusern im italienischen Stil. Davon gibts fast nichts mehr, die Stadt hat sich gemausert. Den Skanderbeg Platz kenne ich als fünfspurigen Kreisverkehr, jetzt ist es eine Flaniermeile mit Geschäften, Bars und Museen. Die Hochhäuser überragen schon bei weitem die Kirchtürme und Minarette. Das tonangebende Religionsbekenntnis heißt auch hier Konsum & Kapitalismus. Big Apple am Balkan. Dennoch findet man das ursprüngliche Tirana, wenn man den rummeligen Straßen den Rücken zukehrt und sich in die namenlosen Seitengassen begibt. Wo noch Plastikstühle und Tische in Hinterhöfen stehen und wo für wenig Geld ausgekocht wird. Wo an allen Ecken irgendetwas feil geboten wird, vom Bergtee über Gewürze bis zu gebrauchten Schuhen, man findet alles. Wo noch dichte Netze aus Stromkabeln die Gassen überspannen, der Putz von den Mauern fällt. Was es braucht ist Zeit und Muße, und dazu muss man diesen Flair mögen. Bei meinem Erkundungsgang entdecke ich einen Platz, auf dem gerade die 14. Geburtstagsparty des albanischen Harley Division Clubs vorbereitet wird. Soundcheck, guter, authentischer Hardrock, coole Motorräder, die Typen schauen auch echt aus. Nicht so wie bei uns, wo ich oft den Eindruck habe, der hat gerade seinen Anzug in den Kasten gehängt und macht jetzt auf Born-to-be-wild. Einer stellt mir einfach so ein Bier hin und klopft mir auf die Schulter. Were are you from? Ah Austria, very good! Die Party beginnt bestimmt nicht vor 21:00 Uhr und ich muss ja noch nach Durres zurück. Schade, wäre gern dort geblieben.
Tags darauf radle ich noch ein paar Runden durch Durres. Viel Historisches – venezianischer Turm, römisches Amphitheater, türkisches Hamam, byzantinische
Stadtmauer. Viele Herrschaften haben hier gehaust und ihre Spuren hinterlassen. Ein Schicksal, das in ganz Albanien gegenwärtig ist. Bleibt zu hoffen, dass die
gegenwärtigen Anfänge einer Demokratie stark genug sind um zu überleben und dass Albanien endlich den Albanern gehört.
Früh am nächsten Morgen ziehe ich weiter. Habe das Gefühl, schon wieder viel zu lange hier zu sein. Die Bedingungen sind gut. Halber Wind mit drei Beauford und
Desano schießt mit sechs Knoten gen Süden. Vlora erreiche ich erst in der Dunkelheit, also wieder eine Nachtansteuerung in einem unbekannten Hafen.
Ich habe Glück, ein Mann werkt gerade an seinem Schiff, er kann gut Englisch. Klar, ich soll gleich bei ihm längsseits gehen. Meine Shark gefällt ihm, ich bitte ihn an Bord, wir trinken Rum und unterhalten uns über Reisen und Boote sanieren.
Aufbruch im Morgengrauen. Ich will Sarande erreichen. Schon beim Verlassen von Vlora reizt mich eine Bucht, ich entdecke einen Anleger und beschließe, die Bucht zu besuchen. Bei der Annäherung entpuppt sich der Steg wieder als so ein Ungetüm aus Beton und Stahl, viel zu hoch für eine Shark. Zwei LKW-Reifen hängen etwas tiefer und es ist total windstill, das Anlegemanöver gelingt. Abgesehen vom allgegenwärtigen Müll ist die Bucht natürlich wieder nur als wunderschön zu beschreiben. Zwischen Bunkern hat jemand ein Restaurant hineingebaut – einzigartiges, albanisches Ambiente.
Bunker sind hier allgegenwärtig. Enver Hoxha und sein Regime hat der Bevölkerung eingeredet, dass es den Menschen nirgendwo auf der Welt so gut geht wie im
System des albanischen Sozialismus. Alle Völker beneiden die Albaner um diesen Wohlstand. Darum muss Albanien bereit sein, dieses System zu verteidigen. Dafür brauchte es Bunker. Viele Bunker, für jeden Albaner einen. Mindestens.
Bunker begleiten mich auch auf meiner Weiterfahrt. Riesige Grotten wurden in die steile Felsküste gesprengt, um darin Kanonenboote zu verstecken. Mein Tagesziel habe ich schon aufgegeben. Zu schön ist die Landschaft hier um
weit draußen vorbei zu segeln. Knapp unter der Küste lege ich meinen Kurs, mache Bilder und Notizen in der Karte. In der Abenddämmerung laufe ich Himare an, aber ein Bleiben ist hier unmöglich. Zu schlecht der Anleger, zu stark der Schwell. Ein Fischer macht mir klar, dass ich nach Porto Palermo weiterfahren soll. Nachtansteuerungen sind das Schicksal eines Törns um diese Jahreszeit. Total angespannt aber unaufgeregt tuckere ich in die Bucht, entdecke Leuchtfeuer, die in keiner Karte verzeichnet sind. Der Anleger, natürlich wieder so ein Ungetüm aus Beton und Stahl, liegt bestens geschützt im hintersten Winkel der Bucht. Ein Angler hilft mir beim Festmachen. Erschöpft sinke ich in die Koje, erst jetzt merke ich, wie sehr mich so ein nächtliches Manöver anspannt. Am Morgen entdecke ich die Schönheit dieses Ortes.

Glasklares Wasser, ein altes Kastell, ein Kirchlein, Sandstrand. Mit dem Fernglas erspähe ich einen anderen Anleger in der Bucht. Einen, der auch für mein Boot geeignet scheint. Ich fahre hin, aber bevor ich eine Leine ausbringen kann, kommt schon ein junger Mann gelaufen und ruft: Military, Military. Er macht mir klar, dass ich hier nicht bleiben darf. Was solls, ich will eh weiter, hätte nur Lust gehabt, Desano einmal ordentlich zu vertäuen.

Seglerglück.
Mit halben Wind rauscht mein Boot nur so dahin. Entlang der malerischen Felsküste gleite ich im Sonnenschein dahin. Am frühen Nachmittag finde ich eine Bucht. Neugierig fahre ich hinein und, heute ist wirklich ein Glückstag, hier sind Bojen ausgelegt. Ein alter Monstersteg ragt ins Meer, so kann ich mit dem Heck an der Boje und dem Bug zum Steg festmachen. Aussteigen, ausstrecken,
wandern und eine klare Vollmondnacht beschließt diesen Tag.

Bucht in Südalbanien

Weiter gehts in Rauschefahrt nach Sarande. Auch hier gibts keinen Steg für Jachten. Ich gehe an eine Boje, aus dem Landgang wird vorerst nichts, macht auch nichts, es regnet in Strömen.
Tags darauf scheint wieder die Sonne. Ich tratsche noch beim Kaffee mit einem Paar aus Belgien, welches hier auf ihrem Boot überwintern wird. Jetzt, denke ich mir, bin ich wirklich im Süden angekommen.
Ich verhole an die Zollmole, die wieder direkt am Fährterminal liegt. Eine nette Agentin erledigt für mich die Ausreiseformalitäten und ich lasse Albanien achteraus. Ein abwechslungsreicher Segeltag liegt wieder einmal vor mir. Erst unter Motor, dann mit achterlichem Wind durch die Straße von Corfu, schließlich liege ich in einer Flaute. Macht nichts, habe genug Zeit und möchte mein Angelglück versuchen. Doch es dauert nicht lange, da kommt wieder Wind auf. Ich schaffe es gerade noch, mein Ölzeug überzuziehen und im nächsten Augenblick kachelt es auch schon mit gut fünf Beaufort. Der Autopilot schafft es auch mit Motorunterstützung kaum, das Boot im Wind zu halten, es gelingt mir nur mit großer Mühe, das Vorsegel zu wechseln und das Groß zu reffen. Flott geht es weiter bis vor Corfu. Vom internationalen Hafen berge ich die Segel und laufe in diesen ein. Der Versuch, die Zollmole zu finden scheitert einmal mehr. Außerdem kocht die See im riesigen Hafenbecken, keine Chance, meine kleine Desano irgendwo festzumachen. Also wieder raus, weiter südlich gibt es noch kleinere Hafenbecken. Ich kann an einem Steg mit ablandigem Wind festmachen, aber der Schwell lässt mein Boot zornig an den Leinen zerren. Zu Fuß mache ich mich auf den Weg zur Hafenpolizei. Die will aber heute nichts mehr von mir wissen. Weil der Liegeplatz zu unruhig ist, beschließe ich, in die Marina Gouvia zu fahren. Ausgerechnet bei der Ausfahrt stirbt der Motor ab. Ich treibe auf den Wellenbrecher zu und denke schon, das wars mit meiner Desano. Aber ich schaffe es, den Motor wieder zu starten, ich komme gerade aus dem Hafen raus, da zickt der Kerl schon wieder. Er springt aber immer wieder an und so schaffe ich den Ritt gegen die Wellen bis in die Marina.
Nach einer kalten Nacht fahre ich zurück nach Corfu, ins gleiche Hafenbecken, das jetzt wesentlich ruhiger ist. Zwei Segler helfen mir beim Anlegen und erklären mir, dass dieser Hafen eigentlich gesperrt ist, sich aber niemand darum kümmert und ich ohne Weiteres bleiben kann. Der Prozess des Einklarierens erfordert noch weitere drei Tage, vier Versuche und die freundliche Unterstützung eines Booteigners, neben dessen Schiff ich Desano fest gemacht habe. Dann bin ich endlich auch offiziell in Griechenland. Ich gönne mir einen Espresso, da werde ich von zwei jungen Männern angesprochen. Sie fragen, woher ich komme und wie ich hierhergekommen bin. Sie sind von meiner Geschichte begeistert und fragen, ob sie mein Boot sehen können. Die beiden kommen aus St.Petersburg, reisen durch Europa und drehen Kurzfilme über Menschen, denen sie begegnen. So werden ich und Desano zu Protagonisten einer Filmsequenz. Am Abend befällt mich eine leichte Übelkeit. Ha, denke ich, jetzt werde ich im Hafen schon seekrank. In der Nacht drücke ich kein Auge zu, mir geht es zunehmend schlechter, muss mich mehrmals übergeben. Da sehe ich die Verpackung einer Baklava, die ich am Nachmittag gegessen hab und ich weiß sofort, wo die Übelkeit herkommt. Nichtsdestotrotz lege ich am Morgen ab. Ich brauche dringend Wasser, eine Dusche und eventuell eine Waschmaschine. In meiner Karte ist in Igoumenitsa eine Marina eingezeichnet. Obwohl es in Strömen regnet breche ich voller Hoffnung auf einen Tag Erholung auf. Es geht mir dreckig, ich friere, falle immer wieder in Sekundenschlaf. Einmal, als ich gerade aufschrecke, sehe ich vor mir die Wand eines Kreuzfahrtschiffes. Aber wie sich mein Blick klärt, erkenne ich, dass mich das Wellenbild genarrt hat.
Igoumenitsa ist eine Enttäuschung. Ein großer Fährhafen, das war eh klar, aber nichts was einer Marina nahekommt. Nach einer kurzen Pause lege ich wieder ab und fahre noch bis Syvota. Das Wetter hat sich gebessert, sogar die Sonne scheint und auch mir geht es wieder besser. Ich erreiche den kleinen Hafen am Nachmittag, inzwischen bin ich aber so ausgelaugt, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Es gibt Wasser und Strom am Steg, zum Waschen muss ich allerdings unter meine Rangerdusche. Das ist ein kleines Edelstahlfass, in dem ich Wasser wärmen kann. Ich stelle es dann auf die Solaranlage und kann mich dann abtröpfeln lassen. Todmüde schlüpfe ich unter meine Decke und falle in einen traumlosen Schlaf. Am Morgen fühle ich mich wie ausgewechselt, keine Spur mehr von Erschöpfung und Krankheit. Weiter zieht es mich, obwohl dieser Ort eigentlich sehr nett ist. Ich setze zur Insel Paxos über, Gaios wäre auch ein Ort, wie zum Bleiben geschaffen. Tourismus ist zwar auch hier spürbar, aber ich habe zumindest den Eindruck, er spielt hier nicht die erste Geige. Ich wandere eine Runde und kann auf den schönen Naturhafen hinunterschauen. Durch vorgelagerte Inseln ist er bestens geschützt und über die nördliche Einfahrt auch bei schlechten Bedingungen immer gut anzusteuern. Zurück beim Boot spricht mich ein Einheimischer an. Wir reden über woher und wohin, da meint er, ich solle morgen auf keinen Fall auslaufen. Super, denke ich, jetzt sitze ich wieder Mal zwischen zwei Stühlen. Einerseits sagt meine Wetter-App, dass morgen eine Überfahrt ans Festland bei 15-20 kn hart am Wind möglich wäre. Danach ist wirklich Sturm angesagt für vier Tage. Anderseits den Rat eines Einheimischen zu ignorieren kommt mir auch riskant, fast fahrlässig vor. Ich lege mir einen Dreistufenplan zurecht. In der Früh checke ich sowieso den Wetterbericht. Wenn der sich nicht verschlechtert, dann gehe ich hinaus aufs Kap
fühle den Wind und schaue mir die See an. Wenn das auch OK ist laufe ich aus, werde aber umdrehen, wenn es zu hart wird für mich und meine Shark. So kann ich gut schlafen.
Am Morgen mache ich es dann genau so. Ich kann mir drei OK geben und reite die Wellen bei 4-5 Beaufort ab. Gegen Mittag erreiche ich das Festland. Ich fahre noch ein paar Schläge und laufe im Hafen Lygia ein. Ein netter, kleiner Fischerhafen mit Restaurant und Mole. Das Boot liegt wunderbar ruhig, aber nicht lange. Der Wind frischt kräftig auf und rüttelt im Rigg als wäre es ein Baum mit reifen Äpfeln. Ein bisschen sehne ich mich zurück nach Gaios. Morgen soll der Wind abflauen, ich möchte es bis Preveza schaffen. Wenn sich die Verhältnisse nicht in absehbarer Zeit bessern, werde ich dort meinen Törn beenden und die Heimreise antreten.
Am Morgen traue ich meinen Augen nicht. Der Wind hat zwar nachgelassen aber an der Hafeneinfahrt laufen meterhohe Wellen vorbei. Das schafft Desano nicht.

Wellen vor der Hafeneinfahrt von Lygia
Wie Donnergrollen hört es sich an, wenn die Wellen gegen den Wellenbrecher krachen und ihre Gischt bis ins Hafenbecken schleudern. Immer wieder gehe ich zur Einfahrt, schaue ob die Brecher schon nachgelassen haben, zähle die Sekunden zwischen den besonders großen Bären. Besser wird es erst am frühen Nachmittag, zu spät um Preveza noch bei Tageslicht zu erreichen. Zu bleiben ist die bessere Wahl. Ich spaziere in Richtung Dorf, gehe in die Kirche. Da ist es wunderbar still. Ich setze mich auf einen Stuhl und überlege, warum man automatisch ruhiger wird, wenn man eine Kirche betritt. Die 3S haben hier eine andere Bedeutung: Schönheit, Stille, Sauberkeit. Hier bin ich abgeschottet vom Getöse der Wellen, des Windes, vom Prasseln des Regens. Die Macht der Stille zieht eine Decke über mich, lässt mich allein mit meinen Gedanken. Am Rückweg stibitze ich noch ein paar Grapefruit und Orangen. Reifes Fallobst ist einfach am besten. Meine Verdauung ist da anderer Meinung. Es rumort gleich wieder im Gekröse.

Hafen Lygia

Der Wind frischt über Nacht noch ein wenig auf. Am Morgen kommt ein besorgter Fischer in den Hafen. Er meint ich sollte noch ein paar Leinen ausbringen und keinesfalls auslaufen. Es soll mit sechs bis sieben Beaufort blasen. Wieder entscheide ich mich gegen die Meinung eines wirklich erfahrenen Einheimischen und vertraue den Wetterberichten. Ich platziere mich im hintersten Winkel des
Hafens und gebe Vollgas. Mit sechs Knoten schießt Desano durch die Einfahrt. Der Bug schiebt sich den ersten Wellenberg hinauf, kracht ins folgende Tal. Noch zwei,
drei Mal, dann ist es geschafft. Das Echo klettert auf drei Meter, Tendenz steigend. Im tieferen Wasser lassen die Wellen gleich nach, ich komme gut voran, der Wind
kommt natürlich genau von vorne. Ich motore gegen die offene See, um später ein wenig abfallen zu können. Auf Segeln hab ich keine Lust. Zu heftig sind die Wellen, zu ungünstig der Wind. Um das Boot ein wenig zu stabilisieren, setze ich die Fock. Mit halber Motorleistung gehts mit fünf bis sechs Knoten mehr schlecht als recht dahin. Ich sehe eine Gewitterzelle von Südwesten aufziehen und fahre eine praktisch sinnlose Wende um vielleicht doch nicht direkt hineinzufahren. Doch der Plan geht auf. Die Zelle zieht hinter mir durch und ich kann wieder auf Kurs gehen.
Aber schon bald taucht Steuerbord querab die nächste schwarze Wand auf. Dieses Mal gibt es kein Entrinnen. Regen prasselt in großen Tropfen herab, es kühlt
merkbar ab und schon bald sammeln sich im Cockpit einige Hagelkörner . Egal, ist mir alles recht, nur keine Blitze. Wer von den griechischen Göttern ist eigentlich für das Wetter auf See verantwortlich? Zeus selber oder doch Poseidon? Und vor allem, was müsste ich opfern um besser voran zu kommen? Na ist jetzt auch schon egal, für mich steht fest, dass ich heute den Endpunkt dieses Törns erreichen werde. Ich mag einfach nicht mehr. In der Marina Preveza hilft mir ein Marinero beim Festmachen und erklärt mir alles Mögliche. Aber mich interessiert nur noch wo die Dusche ist. Aufgewärmt, sauber und in frischen Klamotten gehts mir gleich wieder besser. Ich werfe sogar einen Blick auf den Wetterbericht, vielleicht gehts ja doch noch weiter. Aber der sagt ganz klar fünf Tage Hafensitzen an. Also werde ich mich ab Montag um ein Plätzchen für Desano umsehen und meine Heimreise planen.

Erster Schnee auf den Bergen hinter Preveza
Am Steg treffe ich zwei Männer, die sich auf Deutsch unterhalten. Mit der Hoffnung auf ein Gespräch in meiner Muttersprache, rede ich sie an. Das erweist sich als Glücksfall. Sie sind beide Eigner und haben ihre Schiffe hier im Winterlager. Ich lade sie auf einen Kaffee an Bord ein, aber daraus wird nichts, weil eine heftige Böe die Kanne umwirft und der Kaffee am Boden landet. Sie haben aber trotzdem eine Menge Infos für mich. Einer hat sein Boot in der Roughabay, etwa 15 sm östlich von hier. Am nächsten Tag passt der Wind und ich fahre noch einmal aus, um diese Bay zu erkunden. Mit achterlichen Winden und ausnahmsweise mit den Wellen surfe ich gen Osten. Einmal zeigt die Logge sogar 8,6 kn. Schneller ist Desano nur noch auf dem Trailer.
In der Roughabay gehe ich neben einer österreichischen Yacht vor Anker. Gerhard, der Skipper der Yacht, springt sofort in sein Dinghi, rudert zu mir rüber und bringt mich an Land. Er begleitet mich zum Besitzer des Boatyards, aber der hat keine Lust heuer noch ein Boot an Land zu stellen. Also muss ich unverrichteter Dinge wieder zurückfahren. Der Versuch, unter Segel den Anker zu lichten, scheitert. Ich muss den Motor zu Hilfe nehmen, aber dann geht’s in rasanter Fahrt zurück nach Preveza.
Am nächsten Morgen bringe ich Desano ins Margarona Boatyard. Hier werde ich sehr freundlich aufgenommen und mein Boot wird mit einem Tieflader an Land gestellt. Ich verbringe noch eine letzte Nacht an Bord, dann fahre ich mit dem Bus nach Ioumenitsa und mit der Fähre nach Venedig.